*Im Juli hieß das Märchen bei Maikas Jahresprojekt Märchenhaftes 2020 „Brüderchen und Schwesterchen“. Ein langes Märchen, in dem man viele Dinge finden konnte, die sich zum Nähen und Werkeln geeignet hätten.

Da hier leider die Nähzeit sehr knapp ist, habe ich mich entschieden bei meiner ersten Idee zu bleiben, denn das passte gut zu einem Projekt, das hier entstanden ist.

„Abends wenn Schwesterchen müde war und sein Gebet gesagt hatte, legte es seinen Kopf auf den Rücken des Rehkälbchens, das war sein Kissen, darauf es sanft einschlief.“

Dieses Ruhekissen für mein Sofa ist etwas ganz besonders für mich, denn es zeigt meine ersten Versuche mit Rulern zu quilten. Dabei näht man an einem Lineal mit einem besonderen runden Füßchen, das am Lineal entlanggleitet, quasi frei Hand. Man muss also durch das Tempo in dem man den Stoff schiebt die Stichlänge regulieren, da der Transporteur versenkt ist. Ich wollte das immer schon gern mal ausprobieren, aber wie so oft wusste ich nicht, wie ich mich dem Thema nähern sollte und dann hat dankenswerterweise Ines die Anleitung übernommen. Sie hat mir und Christiane ein Projekt entworfen und uns beim gemeinsamen Nähen an diesem Beispiel, nach kurzem Ausprobieren an einem Testlappen, verschiedene Dinge üben lassen.

Zunächst habe ich das Top genäht, dieses mit einem Rest Wollvlies und einem Rückseitenstoff kombiniert und einmal durch Umnähen der Streifen wie einen Bilderrahmen fixiert, etwas länger mit dem Umbau meiner Nähmaschine gekämpft, die erst mal nicht so wollte wie ich, und dann ging es los. Zuerst haben wir an einem Teststück geradeaus am Ruler (also an einem Lineal) nähen ausprobiert und dann mit Kurven experimentiert, die uns aber beiden noch suspekt waren. Deshalb hat uns Ines anschließend einige Muster gezeigt, die man mit einem geraden Ruler quilten kann, von denen wir uns jeder drei ausgesucht haben.

Diese haben wir dann, nach dem Anbringen weniger Markierungen, in den Zwischenstreifen im Hintergrundstoff Ton in Ton versucht auszuführen. Das vierte Muster (hier ganz rechts) habe ich mir dann selber ausgedacht und ich mag meine Variante.

Man sieht schon das manches noch krumm und schief ist, die Stichlängen sehr unterschiedlich und die Ecken selten aufeinander treffen, aber wenn man nicht mit dem Brennglas draufschaut und es ein Stück weg hält, dann ist der Gesamteindruck doch recht hübsch. Am schwierigsten für mich war es den Nähfuß konsequent am Ruler zu halten und dabei immer daran zu denken, dass die Nadel 1/4 Inch vom Ruler weg einsticht und man das per Augenmaß anpeilen muss.

Zum Abschluss wurde der Rand außen herum mit einem frei zu nähenden geometrischen Muster versehen, bei dem man eher darauf achten muss es unregelmäßig zu nähen, als zu gleichmäßig. Drei Seiten habe ich noch geschafft und dann lag die Kissenvorderseite hier herum und sah mich immer mahnend an.

Aber zum Glück konnte ich gestern bei einem virtuellen Nähkränzchen mit Gabi das Kissentop fertig stellen und dann auch gleich noch den ganzen Bezug fertig nähen und dabei noch Reste verwenden (was dazu führte, dass ich die Rückseite dann noch ein bisschen stückeln musste und jetzt oben ein lustiger bunter Steifen mit Punkten ist). Über beides habe ich mich total gefreut und deshalb muss ich es euch jetzt hier gleich zeigen – ich habe eine Nähsache zu Ende gebracht, juhu!

Zum Märchen zurück … wir haben es gelesen und es gefiel dem Schulkind relativ gut bis zu der Stelle, an der die Königstochter im Bade zu Grunde ging … sofort kam die Frage, warum Märchen immer so grausam sind, die Frauen immer die Dummen und ansonsten viele Geschichten für Kinder eine Altersfreigabe haben und man sie ihnen nicht zeigen oder vorlesen soll, Mädchen und Jungs beide dumm sein können … irgendwie berechtigt die Fragen … auch die Strafe am Ende für die „bösen Probanden“ fand er irgendwie doof und sofort entspannen sich Diskussionen über Recht und Gerechtigkeit …

Ich bette mein Haupt jetzt auf meinem Ruhekissen bei der Affenhitze und freue mich über meinen ersten Post seit langer Zeit, den ich gerade noch zu Maikas Brüderchen und Schwesterchen schicken kann und natürlich auch zu Patchen&Quilten. Christianes Exemplar könnt ihr außerdem hier bewundern.

* Auf meinem Blog schreibe ich privat und ohne kommerzielles Interesse über mein Hobby und nenne oder zeige dabei auch Schnittmuster/Materialien/Bücher/Zeitschriften/… Dazu äußere ich in meinen Beiträgen meine freie persönliche Meinung. Auch verlinke ich andere Blogs oder Websiten, wenn ich dort Dinge von Interesse entdecke und mit meinen Lesern zu deren Information teilen möchte. Für alle diese Einschätzungen erhalte ich keine Gegenleistungen.

10 Gedanke zu “Brüderchen & Schwesterchen”
  1. Das könnte auch gut zu „7 auf einen Streich“ passen, oder? Du hast ein neues Kissen, dabei das Rulern geübt, noch dazu in netter Gesellschaft, das Kissen ein anderer netter Gesellschaft fertig genäht, damit wieder in den Nähflow gekommen, und das Ganze zu einem märchenhaften Blogpost verarbeitet. Mist, nur sechs, eins findet sich bestimmt noch. Ich finde, das Kissen ist ganz wunderbar geworden! Und eine schöne Erinnerung. Dann werde ich schauen, dass ich meinen Blogpost auch endlich fertig bekomme. Liebe Grüße Christiane

  2. Liebe Ingrid, das ist ein herrlicher Post und Dein neues Kissen wunderschön!!! Ich freu mich sehr, wieder von Dir zu lesen und auch die Schlussfolgerungen vom Junior zum Märchen… Großartig!!!
    Komm gut durch die Hitze, alles Liebe
    Katrin

  3. Liebe Ingrid,
    da hast Du ja aus Deiner ersten Ruler-Arbeit ein feines Kissen genäht! Bist Du nun angefixt?
    Ich bin mit den Rulern noch nicht so richtig warm geworden, da haute immer die Fadenspannung nicht hin…
    Liebe Grüße
    Elke

  4. Liebe Ingrid,
    das ist ja ein schönes Kissen geworden, toll das ihr drei das zusammen machen konntet. Die Muster auf den Streifen sehen richtig toll aus, fast professionell. Eine Art von Muster gefällt mir auch sehr gut. Das ist eine sehr schöne Umsetzung zu Maikas Jahresprojekt Märchenhaftes 2020 “Brüderchen und Schwesterchen”.
    Ich sende dir viele, liebe Meergrüße von der See
    Annette

  5. Ich mag Eure beiden Kissen sehr – und es so so faszinierend, dass Ihr den Kissen Euren Stempel aufgedrückt habt: Und ich erinnere mich an Deinen Kampf, bis endlich die Maschine quilten wollte – und es ist so schön geworden!
    Bis hoffentlich bald, liebe Grüße
    Ines

  6. Liebe Ingrid, ich finde man sieht das „Krumme und Schiefe“ gar nicht, sondern im Zusammenspiel wirken einfach die Muster als Ganzes! Und die Strukturen, die das Kissen durch dieses Quilting bekommen, wirken einfach wunderschön! Ich freu mich, dass ich durchs virtuelle Nähtreffen auch noch ein bisschen Motivation zur Fertigstellung beitragen konnte! „Ich bette mein Haupt jetzt auf meinem Ruhekissen bei der Affenhitze“ – haha, ich mag Deinen Schreibstil auch so gern! Schön, dass Du wieder ein bisschen zum Bloggen kommst! Bis ganz bald, Gabi

  7. Liebe Ingrid,
    das Kissen ist einfach nur WOW! Von dieser Technik hatte ich bis jetzt noch nie gehört (bin aber auch keine Quilterin), für mich hört sich das aber alles andere als einfach an. Respekt! Das Kissen ist sehr hübsch geworden!
    LG
    Natalie

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