Menschen(s)kinder-Blog-Hop: Portraitkissen

*Als ich das erste Mal auf dem Blog von Karin von Grüner Nähen den Ausdruck „Menschen(s)kinder“ gelesen habe, musste ich lachen, denn diesen Ausdruck habe ich in meiner Kindheit oft gehört, wenn in der Nachbarschaft – meist ältere Damen und Herren oder die Eltern – uns Kindern hinterherbrüllten „ja, Menschenskinder“ … laut Duden ein Ausruf, der Erstaunen, Erschrecken, aber auch einen Vorwurf oder eine Zurechtweisung ausdrückt … ja genau so war das wohl. Was das wohl mit meinem Nähhobby zu tun haben könnte … das fand ich dann schnell heraus, denn Karin formuliert in ihren tollen Beiträgen genau das: Erstaunen, Erschrecken und Vorwürfe … nur nicht gegen die Kinder, sondern gegen alles was Kinder (und auch Erwachsene) in eine Ecke presst, vor allem in eine Geschlechter-(vorurteils)schublade.

Damit trifft sie bei mir einen sehr empfindlichen Nerv, da ich durch meine Arbeit mit Heranwachsenden und auch durch meinen persönlichen Lebenslauf mit dem Thema häufig konfrontiert bin und war und dabei immer mehr feststelle, dass sich das Rad rückwärts dreht. Mir ist es wichtig, dass alle Menschenskinder einfach zu Persönlichkeiten werden können, die sie selber auch sein wollen – jedes Einzelne einzigartig und das soll mein Beitrag zum Blog-Hop ausdrücken.

Die Silhouette eines jeden Menschen – und ich gebe zu, dass mich das auch immer wieder aufs Neue verblüfft – ist so einzigartig und ausdrucksvoll. Sie lässt einen den Menschen sofort erkennen – ganz pur, ungeschminkt, ohne Fassade, ohne jegliche zusätzliche Information. Um diese Einzigartigkeit zu zeigen, habe ich von und mit meinem Sohn eine solche Silhouette angefertigt und sie auf Stoff übertragen. Und weil sein selbst formuliertes Motto was das Nähen angeht „Farben sind für alle da“ (dass das auch weit darüber hinaus geht versteht er noch nicht) auch integriert werden sollte, haben wir gemeinsam gezeichnet und überlegt und einen Entwurf gemacht und so wurde daraus ein Kissen.

Ich mag solche Kissen, in denen die Persönlichkeit der Kinder steckt und man kann sie auch schön gemeinsam mit ihnen herstellen oder sie zumindest ihre Lieblingsmotive (die dann in die Mitte des Kissens auch statt der eigenen Silhoutte können) und vor allem ihre Lieblingsfarben aussuchen lassen. Mein Sohn hat darüber tagelang gebrütet, denn ich hatte ihm für die Silhoutte schwarz oder weiß vorgeschlagen, auf einem Hintergrund in einer kräftigen Farbe; alles auf einem Tisch ausgelegt zur Entscheidungsfindung und und dann kam er mit der Idee „Mama – ich möchte aber einen silbrig, glitzernden Kopf auf dunklem Stoff und außenrum müssen alle meine Lieblingsfarben sein und zwar ganz bunt“ … Menschenskind!

Wir beschlossen dann zunächst die Silhouette anzufertigen. Dazu leuchtet man mit einer starken Lampe, einem Diaprojektor oder einem Beamer an eine helle Wand und stellt das Kind einfach davor, bis der Kopf so groß ist, wie man ihn haben will. Da mein Kind aber so zappelig war (er wollte sich am liebsten selber malen), ist mir das Abzeichnen nicht gelungen und so habe ich einfach ein Handybild von der Silhoutte gemacht, auf ein A4 Blatt eingefügt, dann ausgedruckt, ausgeschnitten und den Umriss auf ein Blatt gemalt, damit ich die Kontur einmal ordentlich hatte.

Anschließend habe ich mir überlegt, wie ich die Silhouette auf den Stoff sauber übertragen kann und dabei bin ich auf ein Video gestoßen, welches zeigt das man Freezer Papier überflüssig machen kann (damit geht es aber natürlich vermutlich noch einfacher). Damit habe ich es probiert und es ist kaum etwas von der Farbe unter das Papier gelaufen, welche wir mit einem Schwämmchen aufgetragen haben. Über Nacht trocknen lassen, abziehen und von links in 5 Minunten die Farbe dauerhaft einbügeln. Das Resultat war ein Quadrat der Kantenlänge 31cm in dunkelgrau mit einem silbern glänzenden Kopf – Teil 1 geschafft.

In Teil 2 musste nun der Wunsch nach Farbe erfüllt werden und dabei fiel der Blick auf meine Restegläser, in denen die Webstoffreste grob nach 8 Farbgruppen sortiert sind. Der Sohn zog sich 6 Gläser hervor und holte alle seine Lieblingfarben heraus: gelb, orange, rot, türkis, blau und grün. Nachdem er sie erst auf einen Haufen geworfen hatte, begann er sie in vier Teile zu sortieren und meinte dann, so würde es ihm gefallen, auf jeder Seite ein bunter Streifen. Allerdings waren die Reste für einen 10cm breiten Streifen fast alle zu klein und ich hatte auch keine Idee, wie er die krummen Stückchen gerade aneinandernähen hätte können. Da fiel mir ein, dass Patchworkerinnen oft Reste auf Kassenrollen nähen, um so gerade Streifen zu erhalten.

Und so haben wir es dann gemacht: ein Streifen Kassenrolle, dazu ein Haufen der gewählten Reste (besser wäre es gewesen, die vorher noch zu bügeln), welche dann auf dem Papierstreifen Stück für Stück immer rechts auf rechts gelegt werden, wie sie gerade kommen, dann festgenäht, umgeklappt und platt gerollt werden (geht auch mit dem Fingernagel oder mit bügeln, was mir zu gefährlich war).

Danach habe ich die Streifen begradigt, der Sohn hat das Papier abgerissen (eine kleinere Stichlänge, wir haben 2 genommen, hilft dabei) und dann habe ich sie gebügelt und auf die Länge 41 cm zugeschnitten.

Da nun die Streifen mit 5,7cm Breite zu schmal waren, um das komplette Kissen zu umranden (für ein Kissen 40cm x 40cm würde es reichen), haben wir jeweils noch einen grauen Streifen mit 6cm Breite angenäht, sodass die Streifen insgesamt am Ende 11cm breit waren. Diese näht man dann Stück für Stück um die Silhoutte herum an, beginnend an der Ecke links unten (hier die Nahtzugabe am Ende frei lassen), dann rechts unten und dann rechts oben. Danach jeweils umklappen und die Nahtzugabe zum glatten Stoff hin bügeln. Den letzten Streifen habe ich auch von rechts oben aus angenäht, bis genau zum ersten Streifen. Zum Schließen der letzten Naht dann den Streifen umklappen, an den ersten Streifen anlegen, die Nahtzugabe umklappen und die Naht bis zum Ende schließen.

Bügeln und fertig ist die Vorderseite des Kissens:

Für die Rückseite hatten wir zuerst einen bunten Rest einer geliebten, alten Bettwäsche herausgesucht, aber als wir es zuschneiden wollten, gefiel es ihm nicht mehr und er wollte eine graue Rückseite mit bunten Knöpfen. Und so habe ich zugeschnitten und gebügelt und er hat mit Zickzackstich genäht, weil es schwer ist die Naht mit Geradestich von rechts gut zu treffen, und das hat geklappt. Dann Zusammennähen, mit der Zickzackschere die Nahtzugabe kürzen und zum Schluss noch bunte Knöpfe aussuchen, ausmessen, Löcher stechen und dann festpressen. Kissen rein – geschafft!

Und so danke ich Dir liebe Karin nicht nur für all deine Gedanken zu den Menschen(s)kindern, sondern auch für die Freude, die du mir mit der Einladung zu diesem Blog-Hop gemacht hast. Diese hat mir ein so wunderbares Mama-Kind-Ferienprojekt geschenkt, mit einem Ergebnis, das mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert, denn genauso ist er: silbern glänzend und sehr bunt – mein Menschen(s)kind!

Viele schöne weitere Ideen könnt ihr hier lesen:

06. Januar: Nähzimmerplaudereien
07. Januar: Naht im Wald
08. Januar: Kleine Stöpsel
09. Januar: Marymes Blog
10. Januar: Nähkäschtle
11. Januar.: Ringellaus
12. Januar: DIY oder die!
13. Januar: Quernaht
14. Januar: Ulrikes Smaating
15. Januar: Amberlight-Label
16. Januar: Zum Nähen in den Keller
17. Januar: Hügelring
18. Januar: Mit Schönheitsfehlern
19. Januar: Grüner Nähen

Und weil uns das viele Freuden gemacht hat, darf es auch zum Freutag und natürlich zu den Menschenskindern!

* Auf meinem Blog schreibe ich privat und ohne kommerzielles Interesse über mein Hobby und nenne oder zeige dabei auch Schnittmuster/Materialien/Bücher/Zeitschriften/… Dazu äußere ich in meinen Beiträgen meine freie persönliche Meinung. Auch verlinke ich andere Blogs oder Websiten, wenn ich dort Dinge von Interesse entdecke und mit meinen Lesern zu deren Information teilen möchte. Für alle diese Einschätzungen erhalte ich keine Gegenleistungen.

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