Patchworktage

*Heute zum Tag der Handarbeit zeige ich euch meine Highlights von einem Besuch bei den Patchworktagen am letzten Samstag in Dinkelsbühl. Wobei man das allerschönste nicht sehen kann, denn es war der erste Tag in diesem Jahr, den ich entspannt und ganz für mich hatte und es hat so viel Freude gemacht gemeinsam mit Katrin von Nealich das Städtchen und die vielen Ausstellungen zu entdecken. Am frühen Morgen sind wir aufgebrochen und wurden noch vor der Eröffnung von tollen Blumenwiesen am äußeren Burggraben empfangen.

Mir hat besonders gut gefallen, dass die Ausstellungen in der ganzen Innenstadt verteilt in verschiedenen Gebäuden untergebracht waren und sich dadurch die Besucher verteilt haben und man auch zwischendurch mal ausschreiten konnte. Auch waren die Ausstellungen teils sehr passend zu den Örtlichkeiten ausgewählt. Bewaffnet mit dem Infoheft der Patchworkgilde gingen wir also los.

Unsere erste Station war ein Museum, in dem wir neben den Märchenquilts die Ausstellungen Wide Horizons VI und Venus macht Party 2.0 entdeckten – jeweils eher kleine Ausstellungen verschiedener Quiltgruppen.

Besonders beeindruckt hat mich dabei dieser Quilt – die Weite und Tiefe des Landschaftsbildes finde ich einfach genial und auch die stilisierten Pferde, bei denen man die Bewegung so toll sieht, sind super gelungen. Und das obwohl der Quilt ja gar nicht so kompliziert aufgebaut scheint, macht ihn die Dynamik des Quiltings so räumlich.

Diese beiden sehr verschiedenen Quilts fand ich aufgrund ihrer Techniken und ihrer räumlichen Aufteilung sehr spannend.

Beim linken Quilt sind diese kleinen bunten Mosaiksteinchen Stück für Stück von Hand aufgenäht mit der Nahtzugabe nach innen und die Wirkung war super plastisch und die Farben in echt noch viel wirkungsvoller.

Beim rechten Quilt finde ich die Farbharmonien und die gelungene Mischung aus gerade, eckig und gebogen sehr gelungen, die sich auch im Quilting wiederspiegelt.

Danach sind wir in ein Pfarrheim gegangen, wo die Ausstellungen der Werke der Patchworkgilde Mitglieder hingen. Diese Ausstellung mag ich besonders, weil es eben nicht nur Profis sind, sondern auch Laien wie du und ich, deren Quilts dort in unglaublich großer Vielfalt gezeigt wurden.

Martina Oberbeck, Saegeblaetter / Ute Schappert, Bunte-Blüten-Blätter / Lieselotte Seule, Skizzenblaetter

Das Ausschreibungsthema der einen Ausstellung war „Blätter“. Hierfür gab es drei verschiedenen Westfalenstoffe, welche in den Quilt integriert werden mussten. Es war sehr spannend zu sehen wie unterschiedlich das Thema interpretiert wurde, wie vielfältig die Arbeitstechniken waren und wie manche Quilts eher künstlerisch und andere eher handwerklich besonders waren.

Barbara Büsing, Kreisverkehr / Angelika Malöwsky, Großtadt / Maria Stapper, Levi´s 4 + 1

Das Thema der zweiten Ausstellung war „No rules, just Jeans“ – eine Kooperation mit dem Geburtshaus Levi Strauss Museum. Hier bestand die Aufgabe darin aus Patches der Firma Levi´s und gebrauchten Jeans einen Quilt zu gestalten. Auch hier konnte ich nur staunen über die unglaubliche Kreativität der eingereichten Arbeiten.

Sabine Schneider, Just Jeans … and a little bit of red / Ina Wiederhöft, RELAX

Weiter ging es dann in eine Kirche, in der mich vor allem die breite Streuung verschiedener Techniken bei der „Weiss-Rot“ Ausstellung aus Polen fasziniert hat. Der linke Quilt war mit dickem Garn freihandgequiltet mit der Maschine mit einem traditionellen, folkloristischen Spitzenmuster und fast mannshoch, der rechte Quilt deutlich kleiner, aber wahnsinnig exakt in jeder Hinsicht.

Anna Sławińska, Der Wind nahe Żywiec / Hanna Siebierwska, Ażurowa kula (durchgebrochene Kugel)

Dazu möchte ich euch noch einen wie ich finde besonders schönen modernen Quilt zeigen (auch wenn mir immer nicht so richtig klar ist, was nun eigentlich modern ist … ich finde die Kategorisierung doof), der aus der Ausstellung der Nibelungenquilter Worms stammt, die sehr malerisch in einem Stadtturm untergebracht war.

Weiter ging es dann im Pfarrheim mit der Ausstellung der eingereichten Quilts zur World Quilt Challenge 2018 – eine besondere Ausstellung mit größenteils sehr großformatigen Quilts. Mein erster Favorit ist dieser Quilt, der eigentlich Mut macht sowas auch zu probieren, denn er zeigt sehr schön, was Patchwork und Quilten ausmacht – also so wie ich das verstehe. Eine gekonnte Auswahl von Stoffen, aber gar nicht super kompliziert vernäht oder appliziert, harmonisch angeordnet und dann Stück für Stück gequiltet und da war kaum etwas gleichmäßig. Vermutlich hätte ich das ein oder andere selber aufgetrennt, weil es mir zu unexakt erschienen wäre, aber die Gesamtheit bringt diesen wunderschönen Quilt zum Strahlen und macht ihn lebendig.

Shells of the South Sea by Bernadette Mayr

Ganz anders, aber auch wunderschön und vor allem auch so schön farbenfroh ist dieser Quilt, bei dem ich die verschiedenen Techniken toll in ein reales Bild umgesetzt finde. Die Spulen im Rand verwoben mit dem Bild und die farbliche Gestaltung wirken toll. Ein Quilt den ich ehr symbolisch finde für unser Hobby. Alles darf, die Welt ist bunt, alle dürfen mitmachen, sich freuen und ihre Werke feiern.

Shadow Dancer by Claudia Scheja

Diese großformatigen Bilder haben sich leider nicht gut fotographieren lassen … deshalb zeige ich aus zwei anderen Quilts noch Details, die mich sehr beeindruckt haben. Die megaschön gewählten Farben und die Exaktheit im Froschmotiv und diese wahnsinnig geniale Darstellung einer Biene … da konnte ich nur noch staunen …

Margarita Schuh, Seerosenteich / Christine Küchel, Cybees Around

Im gleichen Haus fand dann noch eine Ausstellung mit dem Thema „Europa“ einer länderübergreifenden Gruppe (Österreich, Deutschland, Syrien, Afghanistan) statt, die ihre sehr verschiedenen Visionen von Europa in ihren Quilts eingefangen haben.

Beate Schaller, Vielfalt

Die von den Mitgliedern zur schönsten Ausstellung gewählte Präsentation war „Inspiration half & halb“, bei der auf der Basis eines Fotos je eine deutsche und einen englische Patchworkerin jeweils ihren Bildteil interpretierten. Diese beiden Hälften wurden dann für die Ausstellung nebeneinander gehängt. Diese Grundidee gefiel Katrin und mir unglaublich gut.

Im gleichen Raum hingen dann noch prämierte Quilts aus der Schweiz, von denen ich diese beiden am schönsten fand. Den linken wegen der filigranen Darstellung und seiner Zartheit und den rechten wegen seiner tollen geometrischen und perspektivischen Effekte, die durch das Quilting besonders hervortreten.

Rita Schmid, Streifen

Am Ende haben wir noch ein kurzes Show and Tell der neuen Zertifikantinnen der Gilde gesehen, die auch in einer Ausstellung ihre Ausbildungs- und Prüfungsstücke gezeigt haben. Herzlichen Dank an Britt Rensch für das nette Gespräch. Verpasst haben wir dadurch ein Treffen der Blogger und fb-Gruppe, da möchte ich das nächste Mal gern hin. Den Tag beschlossen haben wir in der Ladenstraße, wo aber die Luft raus war und die Erschöpfung so groß, dass wir tatsächlich nichts eingekauft haben und nach einem Spaziergang durch das schöne Dinkelsbühl die Heimfahrt angetreten haben. Leider habe ich es versäumt die Namenschilder neben den Quilts zu fotographieren – ich werde die Schöpferinnen der Werke ergänzen, wenn ich sie noch herausfinden kann. Es war ein toller Tag und vielleicht sehen wir uns in Meiningen nächstes Jahr wieder?

* Auf meinem Blog schreibe ich privat und ohne kommerzielles Interesse über mein Hobby und nenne oder zeige dabei auch Schnittmuster/Materialien/Bücher/Zeitschriften/… Dazu äußere ich in meinen Beiträgen meine freie persönliche Meinung. Auch verlinke ich andere Blogs oder Websiten, wenn ich dort Dinge von Interesse entdecke und mit meinen Lesern zu deren Information teilen möchte. Für alle diese Einschätzungen erhalte ich keine Gegenleistungen.

12 Comments

  1. eSTe

    Liebe Ingrid, was hast du das alles übersichtlich und mit jeder Menge Informationen aufbereitet. Jeder Satz ist interessant, so lebendig erzählt als wäre man selbst dabei gewesen – aber ehrlich, gern wäre ich dabei gewesen. Toll, dass du Katrin getroffen hast. Wunderschöne Arbeiten konntet ihr bestaunen.
    LG eSTe

  2. Ein schöner Einblick ist das, liebe Ingrid! Und mit Deinen Erklärungen erschließen sich die einzelnen Ausstellungsstücke sehr viel besser. Und ich merke, dass ich eher Handwerker denn Künstler bin!
    Liebe Grüße
    Ines

  3. Liebe Ingrid, es war wirklich ein schöner Tag und jede Ausstellung hatte große Aufmerksamkeit verdient! TOLL, wie Du das alles zusammengefasst hast und nochmals vielen Dank für die gemeinsame Zeit!!!
    Liebste Grüße an Dich von Katrin

  4. Danke für diesen wunderbaren Bericht. So mkonnte ich auch ein bisschen dabei sein!

    Gruß Marion

  5. Liebe Ingried,

    da habt ihr aber tolle Ausstellungen besucht und sicher auch eine Menge inspiration mitgenommen. 🙂 Ich finde die Quilts die du uns hier zeigst auch total schön und sooo verschieden einfach toll. 🙂

    Habt schöne Pfingsfeiertage und ganz liebe Grüße deine nähbegeisterte Andrea

  6. Hallo Ingrid,
    Wenn wir an diesem Wochenende nicht schon verplant gewesen wären, hätte ich mich wohl auch auf den Weg nach Dinkelsbühl gemacht. Zu gerne würde ich mal so tolle Quilts in echt bestaunen. Danke, dass du uns hier einen kleinen Einblick gibst! Da sind ja tolle Sachen dabei, und ein wenig traurig bin ich jetzt schon ,dass es nicht geklappt hat bei mir.
    Liebe Grüße Christiane

  7. hej ingrid,
    da hattet ihr ja einen tollen tag! bei so vielen eindrücken ist man doch leicht erschlagen am ende des tages. die quilts sind ja wirklich alle sensationell :0) da hast du wohl auch die richtige Richtung fürs nähen gefunden, oder?…ganz LG aus Dänemark, Ulrike :0)

  8. Wow, wie gerne wäre ich auch dort gewesen. Schöner Messebericht! Toll deine mitgebrachten Bilder. Herzliche Grüße aus Frankreich von Annette

  9. Hallo liebe Ingrid,
    da habe ich was verpasst 🙁 eigentlich wohne ich nicht weit weg von Dinkelsbühl)!!! ja das ist eine wunderschöne Stadt:) klasse hast Du
    das alles zusammengefasst. Ganz liebe Grüße
    Karina

  10. So schön, gerne wäre ich dabei gewesen! Und Katrin würde ich so gerne endlich auch mal treffen. Vielleicht schaffen wir das im nächsten Jahr. Weißt eh, wie gerne ich reise! Wenn ich’s rechtzeitig vorher weiß, lässt sich das sicher einplanen… Und jetzt stellst Du Dir das Ganze noch auf 15 Ortschaften mit jeweils mehreren Räumen vor und du hast „Aiguilles en Luberon“, das alle zwei Jahre Ende Mai in der Provence stattfindet. Da schleife ich Euch auch nochmal hin, das ist nämlich auch sehr großartig. Ich habe gerade überlegt, welcher der vielen Quilts mir nun am besten gefallen würde, aber ich könnte mich beim besten Willen nicht entscheiden. So viel Unterschiedliches, genau so wie die Persönlichkeiten der Frauen, die das genäht haben. Insgesamt aber einfach toll! lg, Gabi

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